Wenn du schon mal auf unserer Website warst, kennst du seine Arbeit: Seit einem ganzen Jahrzehnt schon fotografiert Sean McCrossan unsere Notizbücher, Portfolios, Stiftschlaufen und Papierprodukte. Immer mit kreativen Ideen, um die Schönheit unserer Produkte ins richtige Licht zu rücken. Sein Karriereweg war jedoch alles andere als linear. Heute erzählt Sean, wie er vom Pastetenbäcker zum Fotografen wurde.

Dein Weg zum Profi-Fotografen war lang und von einigen Umwegen geprägt. Erzähl uns mehr darüber.

Als ich drei Jahre alt war, wollte ich Bushaltestellen bauen. Diesem Wunsch bin ich mit meinem Architekturstudium an der Uni nachgegangen. Dort fing ich an, Fotos zu machen, um architektonische Details von Gebäuden schneller und präziser festhalten zu können. Zuvor hatte ich sie immer gezeichnet oder in Aquarell gemalt. Ich nutzte die Fotografie damals als reines Werkzeug, nicht als künstlerische Ausdrucksform.

Aber als ich dann anfing, in der Architekturbranche zu arbeiten, merkte ich schnell, dass es doch nicht das Richtige für mich war. Ich fand es immer toll, Pläne per Hand zu zeichnen, musste aber im echten Berufsleben feststellen, dass die Technologie sich weiterentwickelt hatte und man vor allem auf CAD-Systeme setzte (Computer-Aided Design, zu Deutsch „computergestütztes Konstruieren“). Meine Rolle dabei beschränkte sich im Grunde auf die Dateneingabe. Das und die damals schwere Rezession besiegelten das Ende meines Weges in der Architektur.

Wie ging es dann weiter?

Die Gastronomie war eine der Branchen, welche die Rezession nicht allzu schlimm zu beeinflussen schien. Die Menschen wollten sich trotz allem etwas gönnen und im Restaurant essen. Und ich war schon immer leidenschaftlicher Koch, also besorgte ich mir einen Job in einem Pastetenladen in London. Nach einer Weile wechselte ich in ein italienisches Restaurant, wo ich als Koch arbeitete.

Ich lebte in London und verdiente relativ wenig. Und weil ich mir nicht viel anderes leisten konnte, lief ich einfach in der Stadt herum und machte Fotos. Später zog ich aus London weg und kam mit einer Frau zusammen, die auch gern fotografierte. Sie schlug vor, ein Fotostudio für Hochzeitsfotos und Kinderporträts zu eröffnen. Und ich dachte: „Warum nicht?“.

Das waren meine ersten bezahlten Aufträge als Fotograf und wir führten das Unternehmen eine ganze Weile nebenbei. Ich arbeitete nach wie vor in der Gastronomie. Und eines Tages wurde ein Fotograf gebucht, um das Essen zu fotografieren.

Bis dato war mir gar nicht klar gewesen, dass man mit Food-Fotografie Geld verdienen kann. Die Fotos des anderen Fotografen begeisterten mich allerdings nicht besonders. Ich dachte mir: „Warum bezahlen sie ihn dafür? Ich könnte bessere Fotos schießen!“.

Hinzu kam, dass ich die Arbeit im Restaurant satthatte, es wurde nicht gut gemanagt. Wir hatten zu wenig Personal und waren überarbeitet. Das war ein echter Wendepunkt für mich – ich erkannte, dass ich meine Erfahrung in der Gastronomie und meiner Liebe zur Fotografie kombinieren könnte, um mein Geld als Food-Fotograf zu verdienen. Und das führte mich dann zur Produktfotografie und schließlich zu meiner Arbeit mit paper republic, die ich bis heute mache.

Welches Notizbuch und Papier nutzt du und wie?

Ich habe einen grand voyageur [xl] in Petrolblau. Darin befindet sich mein Wochenkalender, mit dem ich meine Aufträge plane. Ich habe außerdem ein book refill mit gepunktetem Papier. Ich liebe das gepunktete Papier, weil es mir einen Referenzrahmen für meine Skizzen und Notizen gibt. Ich kann zum Beispiel ein Quadrat zeichnen und mir sicher sein, dass es ein perfektes Quadrat ist. Mit meinem Notizbuch plane ich meine Shoots, notiere mir meine To-dos und skizziere Ideen.

Auf welches Projekt bist du besonders stolz?

Ich arbeite seit zwei Jahren an einem Film. Er ist Teil einer Spendenaktion, die von der Wohltätigkeitsorganisation einer Freundin ins Leben gerufen wurde: Seventy Nine Club. Die Aktion unterstützt Familien, die Erfahrungen mit der Neonatalversorgung machen müssen. Wir fordern Leute auf, 79 Tage am Stück zu laufen, zu gehen oder Gewichte zu stemmen und sammeln damit Gelder.

Letztes Jahr habe ich mit dem Film begonnen und es ist wirklich ein wunderbares Projekt. Ich interviewe Menschen, die einschneidende Momente in ihrem Leben hatten und schaue, wie sie damit umgegangen sind. Der Film ist visuell sehr interessant, aber vor allem für einen guten Zweck, der mir sehr nah geht.

Bei der Fotografie macht es mir am meisten Spaß, Sets aufzubauen. Als Produkt- und Food-Fotograf werde ich gebeten, alle möglichen Hintergründe anzufertigen. Ich bin mit den Jahren handwerklich ziemlich begabt geworden und habe Sets gebaut, die wie Badezimmer, Pools, Krankenhäuser und Wintergärten aussahen. Ich liebe die Herausforderung!

Was gefällt dir am Notizbuchsystem von paper republic?

Ich liebe, wie schnell und einfach man das Papier wechseln kann. Als Kind hatte ich einen Filofax. Für mich ist paper republic die moderne Version davon. Je nach meinen täglichen Bedürfnissen kann ich mir zum Beispiel meinen Aquarellblock schnappen und den Refill für Notizen zurücklassen. Die Flexibilität des Systems funktioniert für mich super, weil ich mein Notizbuch unterschiedliche nutze: Ich schreibe Notizen, skizziere und zeichne, plane mit meinem Kalender, und so weiter. Es ist total unkompliziert, alles an einem Ort zu haben und die verschiedenen Dinge im Wechsel zu nutzen.

Welchen Rat gibst du Menschen, die mit ihrem Fotografie-Hobby Geld verdienen wollen?

Zuallererst: Höre nie auf, kreativ zu werden, auch wenn du beruflich fotografieren möchtest. Bleib immer an deinen eigenen, kreativen Projekten dran und probiere neue Aufnahmen aus. Wenn du zur Fotografie gekommen bist, weil du die Kamera liebst, such dir eine Geschichte, die du erzählen kannst. Eine Botschaft.

Und es geht auch nicht nur um die Qualität deiner Fotos, sondern auch um deinen Umgang mit anderen Menschen. Wenn ich auf meine ersten Fotos zurückblicke, fällt mir auf, dass ich damals gar nicht so wahnsinnig gut war. Aber die Menschen mochten es, mit mir zu arbeiten.

Also investiere viel Zeit ins Netzwerken und den Beziehungsaufbau zu den richtigen Leuten. Viele meiner jetzigen Kunden begleiten mich schon seit Jahren. Sie bleiben gern bei mir, weil ich die Beziehungen zu ihnen ernst nehme und Arbeit hineinstecke.

Und dann würde ich noch raten, Design- und Fotografie-Netzwerken beizutreten und dich mit anderen zu vernetzen. Aus eigener Erfahrung gibt es in der Fotografie keinen wirklichen Wettbewerb. Es gibt mehr als genug Arbeit für alle und wenn befreundete Profis mal keine Zeit für einen Auftrag haben, geben sie ihn manchmal mir und andersherum. Es lohnt sich also, Teil einer Community zu sein und sich gegenseitig auszuhelfen. Was man sät, das erntet man bald.

Was wäre dein Traumjob als Fotograf?

Viele Fotografen sagen, dass sie gern einen großen Kunden wie McDonald’s oder Coca Cola gewinnen würden, weil die gut bezahlen und viel Prestige haben. Da hätte ich natürlich auch nichts dagegen, aber ich sehe solche Jobs eher als Mittel zum Zweck.

Ich bin ein großer Fan der deutschen Fotografin Candida Höfer, die wunderschöne, großformatige Fotos von Bibliotheken und Museen macht. Mein absoluter Traum wäre, mit einer 4×5 Kamera – das ist eine besondere Kamera, die Bilder in extrem hoher Auflösung schießt – analoge Fotos von interessanter Architektur anzufertigen.

Das wäre mein Traumjob.

Mehr Fotos von Sean gibt es auf seiner Website The Published Image oder auf Instagram. 

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