Steffi Kerschbaumer hat gemeinsam mit ihrem l'atelier-Team bei paper republic mehr als 1000 einzigartige Ledernotizbücher und andere Einzelstücke aus Leder für Kunden auf der ganzen Welt angefertigt. Von Portfolios im Stil von Studio Ghibli oder Dr. Who bis hin zu Andenken an geliebte Menschen – Steffi erzählt uns alles über ihren Weg in die Welt der Lederverarbeitung, zeigt uns ihre liebsten Kreationen und erklärt, warum individuelle Ledernotizbücher mittlerweile so gefragt sind.

Du leitest l'atelier, unser Team für individuelle Lederprodukte bei paper republic – ihr stellt einzigartige, fantasievolle Ledernotizbücher und andere Produkte her. Wie bist du zum Lederhandwerk gekommen?

Ich komme aus einer Kleinstadt nördlich von Salzburg, bin aber vor einigen Jahren für ein Textildesignstudium nach Wien gekommen. Danach habe ich in Hamburg eine Weile Muster entworfen, aber mir wurde klar, dass ich handwerklicher arbeiten und mehr selbst anpacken möchte.

Also machte ich ein Praktikum bei einem Schuhhersteller und ging nach London, um Schuhdesign zu studieren. So hat mich mein Weg zum Leder geführt. Danach kehrte ich nach Wien zurück und eröffnete eine kleine Manufaktur, in der ich Schuhe, Geldbörsen und andere Lederprodukte anfertigte.

Zu dem Zeitpunkt traf ich Jérôme, den Gründer von paper republic, der damals schon sein Notizbuch grand voyageur herstellte. Das gefiel mir gut – und als ich irgendwann die Selbstständigkeit an den Nagel hing, fing ich bei paper republic an.

Was gefällt dir so sehr an Leder?

Der Duft und die Haptik. Und ich mag, dass die Arbeit mit Leder meistens komplexer ist. Früher habe ich Kleidung gemacht, aber ich arbeite lieber mit vielen Kleinteilen als mit ein paar großen Stücken. Das Lederhandwerk ist außerdem auch als Fertigkeit weniger verbreitet und das gefällt mir.

Wie ist l'atelier entstanden?

Wir hatten so viele Sonderanfragen von Kundinnen und Kunden, dass uns irgendwann klar wurde: Wir brauchen eine Abteilung, die auf die Anfertigung maßgefertigter, individueller Lederprodukte spezialisiert ist. Also bauten wir l'atelier (so heißt „Werkstatt“ auf Französisch) als Untermarke auf. l'atelier agiert als eigener kleiner Kosmos unter der Dachmarke von paper republic. Wir bedienen alle möglichen außergewöhnlichen Wünsche für Notizbücher und Lederprodukte.

Wie wird aus einer Kundenidee ein fertiges Notizbuch?

Im ersten Schritt schickt uns der Kunde oder die Kundin eine Anfrage und bespricht sie mit Ani oder Evelyn aus unserem Team. Dann feilen wir an der Idee, sodass sie praktisch umsetzbar ist. Häufig gibt es viele kleine Details, die noch ausgearbeitet werden müssen. Wenn von Kundenseite alles gut aussieht, geht es an die Anfertigung. Je nach Komplexität des Designs führen Ani oder Evelyn die Arbeit durch. Ich arbeite normalerweise an den kompliziertesten Designs.

Welche Werkzeuge braucht ihr für die einzigartigen Ledernotizbücher?

Jede Menge. Wir benutzen Cuttermesser für die Ledermuster und Nähmaschinen für das Anbringen von Innentaschen und Stickereien. Hammer zum Glätten des Leders, bevor es geklebt wird. Feuerzeuge zum Abbrennen von überstehenden Fäden und Kantengraten. Und am allerwichtigsten: unsere Hände.

Was waren die ungewöhnlichsten Notizbücher, die du je angefertigt hast?

Wir hatten in den letzten Jahren einige echt kreative Anfragen. Ein paar, die mir sofort einfallen:

  • ein Tardis-Notizbuch (von Dr. Who),
  • ein Weltkarten-Portfolio,
  • ein Portfolio mit Schachbrettmuster,
  • ein Fisch-Portfolio,
  • und ein Hahnentritt-Portfolio.

Mehr über diese und viele andere Kreationen sind auch in unserer l'atelier-Galerie zu sehen.

Welche Designs waren besonders komplex?

Ich habe vor Kurzem ein Lederportfolio fertiggestellt, das von der kolumbianischen Stadt Cartagena inspiriert war. Es bestand aus unzähligen kleinen Teilen und war sehr kompliziert anzufertigen. Es hat eine ganze Woche gedauert und ist wunderschön geworden.

Andere komplexe Projekte waren zum Beispiel eine See- und Berglandschaft im Stil von Studio Ghibli, ein Spielkartenhalter und ein besonderer Passumschlag für einen Piloten.

Gibt es auch Anfragen, die so kompliziert sind, dass du ablehnen musst?

Eigentlich nehme ich fast alles an! Und manchmal wünsche ich mir dann während der Bearbeitung, ich hätte Nein gesagt. Aber im Grunde liebe ich es, an neuen, komplexe Designs zu arbeiten. Das macht die Arbeit abwechslungsreich und fordert mich immer wieder heraus, wenn ich zum Beispiel eine neue Technik erlernen muss.

Wirst du nervös, wenn es an die Prägung eines individuellen Notizbuchs geht, das du tagelang hergestellt hast?

Früher habe ich mich bei der finalen Prägung sehr unter Druck gesetzt, besonders mit einigen der älteren Maschinen, die wir früher hatten und die nicht immer zuverlässig waren. Aber das ist mittlerweile anders. Außer, die Prägung ist auch sehr kompliziert. Wir haben heute Top-Geräte im Einsatz und können bestens damit arbeiten.

Was ist für dich der beste Teil beim Anfertigen eines Ledernotizbuchs?

Alle Einzelteile zusammenzufügen. Wenn ich all die Kleinteile ausgeschnitten habe und anfange, sie zusammenzusetzen – das ist der Moment, in dem das Notizbuch wirklich zum Leben erwacht.

Kannst du uns eine unvergessliche Geschichte zu einem Notizbuch erzählen?

Wir hatten mal eine Kundin, deren Mutter gestorben war. Sie wollte ein Portfolio gestalten, weil Tagebuchschreiben und Kreativität ihr durch die Trauer halfen. Die Idee für das Portfolio basierte auf einem alten Foto von ihr und ihrer Mutter unter einem Magnolienbaum, den sie beide liebten. Das war ein richtig schönes Konzept.

Ich habe auch schon viele Notizbücher mit Stickereien der Hunde, Katze und Pferde von Leuten angefertigt. Für einige Menschen ist das Notizbuch eine schöne Art und Weise, sich an ihre verstorbenen Lieben zu erinnern. Ein wunderbares Beispiel war eine Kundin, die uns ein Foto ihres Beins schickte, mit einem Abdruck der Pfote ihres Hundes, nachdem er lange darauf gestanden hatte. Wir gestalteten einen Prägestempel des Pfotenabdrucks und dann ein Portfolio mit dieser schönen Erinnerung für die Kundin.

Ich habe auch mal ein Portfolio mit einem großen Herzen und einem echten Kardiotokogramm (CTG) für einen Kardiologen angefertigt.

Warum sind individuelle Ledernotizbücher wohl so beliebt geworden?

Menschen lieben es, etwas komplett Eigenes zu gestalten und ein Stück von sich selbst im fertigen Notizbuch zu sehen – ein kleines Stück ihrer Seele, das ihnen lieb und teuer ist. Ein individuelles Ledernotizbuch, Portfolio oder anderes Produkt ist ein ganz besonderes Geschenk, das viel Aufmerksamkeit erregt und für Gesprächsstoff sorgt. Ein Schatz, den man für immer behalten kann und vielleicht sogar an die nächste Generation vermachen wird.

Möchtest du dein eigenes, komplett einzigartiges Ledernotizbuch oder anderes Produkt entwerfen?

Was immer dir im Kopf herumschwirrt, können wir auch anfertigen.

Kontaktiere hier Steffi und das Team von l'atelier.

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