Brodie Larocque ist dem Ruf der Wildnis gefolgt. Der Arktis-Abenteurer erzählt uns von seiner Arbeit in der Canadian High Arctic Research Station und wie er in seinem Notizbuch von paper republic Elche und Moschusochsen skizziert. Außerdem teilt er, wie er aus seinen Erfahrungen in der Arktis „Papa-Legenden“ für seine Kinder macht …

Du lebst und arbeitest in der Arktis. Wie bist du da gelandet?

Ursprünglich stamme ich aus Gatineau in Quebec, direkt neben der Hauptstadt Ottawa. Ich wollte immer Abenteuer erleben, habe dann aber einen Karriereweg in der Verwaltung eingeschlagen. So nah an der Hauptstadt war das halt der typische Werdegang. Aber dann bewarb ich mich auf eine Position in einer Mine in Nunavut – die weitläufige, nördlichste Region Kanadas mit polarem Klima.

Und ich habe mich einfach in den Norden verliebt. Nach dieser Erfahrung kehrte ich wieder in den Süden zurück, aber hielt sofort nach einer Möglichkeit Ausschau, für längere Zeit in der Arktis zu bleiben. Ich suchte nach Jobs und hatte es explizit auf Gelegenheiten in Nunavut abgesehen. Denn ich wusste, dass ich da oben alle Abenteuer ausleben könnte, von denen ich je zu träumen gewagt hatte.

Irgendwann stieß ich auf eine Stellenanzeige als Manager des Kommunikationsteams der Canadian High Arctic Research Station. Ich stürzte mich sofort darauf. Meine Partnerin und ich verkauften all unseren Besitz, sie kündigte ihren Job, wir verabschiedeten uns von Freunden und Familie und zogen in den Norden. Mittlerweile leben wir hier schon fast drei Jahre.

Was gehört dabei zu deinen Aufgaben? Erzähl uns mal von einem typischen Arbeitstag in der kanadischen Arktis.

Im Sommer stehe ich morgens auf und starte das Quad. Hier benutzt fast niemand ein Auto. Die meisten Leute fahren Quad und im Winter Schneemobil, einige haben auch Trucks. Ich mache mich auf den Weg zur Forschungsstation – die liegt nur eine kurze Quad-Fahrt von unserem Wohnort entfernt.

Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist das Teilen der Forschungsarbeit hier oben. Unser Team geht mit den Forschern und Forscherinnen raus und fotografiert und filmt sie beim Außeneinsatz. Ich kümmere mich außerdem um die interne Kommunikation auf der Station. Und um alle Besucher, die zu uns kommen.

In meiner Freizeit kann ich mich nicht davon abhalten, direkt an der wissenschaftlichen Arbeit mitzuwirken: zum Beispiel Eiskerne bohren, Eisdicke messen oder Wasserproben sammeln. Am besseren Verständnis unserer zirkumpolaren Regionen mitzuarbeiten, erfüllt mich sehr.

Wie helfen dir deine Notizbücher von paper republic beim Leben und Arbeiten in der Arktis?

Als ich jünger war, habe ich mich mit dem Tagebuchschreiben selbst therapiert. Immer, wenn etwas für mich überwältigend oder negativ war, schrieb ich es in mein Notizbuch. Ich nannte es mein „schwarzes Buch“, weil es voller schlechter Gefühle war.

In letzter Zeit lag der Fokus eher darauf, positive Erfahrungen in meinem Notizbuch aufzuzeichnen – um all die guten Zeiten und Abenteuer festzuhalten. Es soll ein Notizbuch sein, das ich mal meinen Kindern geben kann.

Ich habe zwei Papier-Notizbücher, die ich mit dem card & cash holder voneinander getrennt halte. Das erste ist ein Blanko-Notizbuch, in dem ich zeichne. Wann immer ich draußen etwas Cooles sehe – Moschusochsen, Rentiere oder Vögel, zum Beispiel – zeichne ich es. In dem anderen Notizbuch habe ich liniertes Papier. Darin schreibe ich meine arktischen Erlebnisse und Erfahrungen nieder. Ich versuche, ein Mal pro Woche oder so etwas zu schreiben.

Warum hast du dich für ein Notizbuch von paper republic entschieden?

Ich war so lange auf der Suche nach einem Ledernotizbuch und eures sah wirklich hochwertig aus. Am besten gefielen mir die Patina und die Vorher-Nachher-Fotos, wie das Leder vor und nach der Alterung aussieht. Das sieht einfach richtig schön aus und ich dachte: Wow, das altert mit mir gemeinsam!

Ich mochte, dass ich es prägen lassen konnte und dass alles in Handarbeit hergestellt wird. Mir gefiel auch die Geschichte hinter paper republic und dass es einfach ein kleines Stückchen Wien ist.

All das hat mich begeistert. Ich nehme mein Notizbuch auf all meine Abenteuer mit. Ich mag die Patina, die es in meiner Tasche gebildet hat. Wenn es geknautscht oder etwas demoliert wird, ist das für mich okay. Es hat Ecken und Kanten, so wie ich! Mit dem Notizbuch kann ich meine Abenteuer später noch mal erleben.

Wir alle haben den Kopf voller Erinnerungen und Erfahrungen. Und wenn man sie niederschreibt, sind sie für die Ewigkeit festgehalten. Ich wollte etwas haben, das ich meinen Kindern zeigen kann – ich sage dazu „Papa-Legenden“. Ich hoffe, irgendwann lesen sie es und verstehen, was es bedeutet, seinen Träumen zu folgen.

Warum liebst du die Arktis so sehr?

Als ich am Anfang in der Mine hier oben arbeitete, hatte ich eine Art spirituellen Moment. Auf dem Minengelände gibt es sehr strikte Zutrittsregeln zum Land der Inuit. Wir durften keinen Fuß in die Tundra setzen. Ich lief also so weit es der Schotterweg erlaubte, um mich so weit wie möglich von der Basis zu entfernen. Dann blickte ich über diesen weitläufigen Streifen unberührter Natur. Nichts als freier Raum zwischen Himmel und Erde. So etwas hatte ich noch nie gesehen.

Im Süden sieht man Gebäude oder Straßen oder andere Beweise, dass Menschen da sind. Aber sobald man hier oben drei, vier Kilometer aus der Stadt herausgeht, gibt es absolut nichts in der Art. Tatsächlich ist es die unberührte Schönheit, die mich magisch angezogen hat.

Ich liebe auch den Lifestyle. Es wird viel geangelt, gejagt, gecampt und quer durchs Land gereist. Und es wird viel Kleidung per Hand hergestellt: Parkas, Handschuhe, Stiefel – alles aus Tierhäuten, Fell und Leder. Wir sind hier naturverbundener. Der Gemeinschaftssinn ist auch sehr ausgeprägt. Wenn man an einem Truck oder anderen Quad vorbeikommt, wird immer gewunken. Man geht zum Einkaufen oder zur Post und fühlt sich wie im Nachbarschaftsclub. Alles ist sehr eng gestrickt. Man muss einander gut kennen, um hier zu überleben.

Warum nutzt du Stift und Papier, statt deine Notizen einfach mit dem Laptop zu schreiben?

Ich habe es mit Notion versucht. Und auch dieses Tablet ausprobiert, auf dem man dasselbe Gefühl haben soll wie beim Schreiben auf Papier. Aber echtes Papier und echte Stifte fühlen sich einfach besser an. Unsere Welt basiert heutzutage stark auf Technologie. Jeder hat einen kleinen Computer in der Tasche, ich auch. Ich verbringe meinen Tag vor dem Computer. Da fühlt sich das Schreiben mit Stift und Notizbuch fast schon religiös oder spirituell an – dieser Moment für mich alleine.

Was machst du in deiner Freizeit?

Ich liebe Angeln. Der Arktische Saibling ist hier der begehrteste Fisch. Im Meer gibt es auch Kabeljau. Ich esse viel Saibling. Ein Freund von mir verwaltet die Fischfabrik und brachte zu unserem letzten Angelausflug getrockneten, doppelt geräucherten Jalapeño-Saibling mit. Das war superlecker. Außerdem erkunde ich gern das Eis, gehe Campen oder schließe mich der Jagd auf Elche, Rentiere oder Moschusochsen an.

Siehst du auch mal Eisbären?

Ja. Ich war schon auf vielen Eisbärenjagden auf dem Meer rund um Victoria Island dabei. Das Eis dort formt manchmal verrückte Landschaften, weil Eisschollen kollidieren und meterhohe Eiswände entstehen. Es ist ein echt raues Gebiet zum Reisen. Es sind minus 30 Grad, dir ist eiskalt und du schleppst all die Ausrüstung auf einem Holzschlitten mit. Und man muss immer auf Eisbären achten. Wir versuchen, sie zu sehen, bevor sie uns entdecken. Das ist ziemlich spannend.

Sprichst du die lokale Sprache der Inuit?

Hier spricht jeder Englisch, aber es gibt auch eine lokale Sprache: Inuinnaqtun. Leider ist sie am Aussterben, aber die meisten Älteren sprechen sie noch, was echt schön anzuhören ist. Sie haben mir ein paar Worte Inuinnaqtun beigebracht, um Wildtiere und die verschiedenen Bedingungen von Schnee und Eis zu beschreiben. Alappaa heißt, es ist kalt. Das könnte ich andauernd benutzen!

Vermisst du irgendwas aus deinem Leben im Süden?

Nicht wirklich. Vergangenen März war ich ein paar Wochen in Ottawa. Zurück im Trubel und Verkehrschaos, zwischen all den Menschen, die sich nur um Klamotten und sowas sorgen. Das hat mir Energie geraubt. Ich war sofort gestresst. Überreizt. Hier oben schert es keinen, welche Kleidung man trägt. Man interessiert sich für deinen Charakter, ob du deine Versprechen hältst und gewillt bist, dazuzulernen.

Im Süden fühlt sich das Leben für mich individualistischer an. Die Menschen konzentrieren sich mehr auf sich selbst und ihr eigenes Leben. Aber was ich tatsächlich vermisse, ist mein Friseur. Ich habe meine Haare seit März nicht mehr geschnitten! Deshalb trage ich ständig eine Mütze, um die Frisur in Zaum zu halten.

Natürlich fehlt mir meine Familie. Ich vermisse meine Mutter. Und meine Freunde auch. Es fühlt sich an, als würde ich viel von ihrem Leben verpassen, was mich schon ein bisschen schmerzt. Aber wenn ich einen Schritt zurücktrete und alles aus der Vogelperspektive betrachte, vermisse ich vielleicht 10 % am Leben im Süden.

Alles andere ist pures Abenteuer.

 

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